Samstag, 29. Dezember 2012

Vor zehn Jahren: Ein Kreis schließt sich fast vollkommen rund

Ein Jahreswechsel, so wie er uns in wenigen Tagen wieder ins Haus steht, wird aus nachvollziehbaren symbolischen Gründen gerne genutzt, um den Übergang von einer Lebensphase in die nächste zu markieren. Eine sinnbildliche Tür mag sich schließen, doch gleichzeitig öffnet sich der Ausblick auf etwas Neues. Und auch für einen Blick zurück auf das, was in der Vergangenheit erreicht wurde, wird ein Jahreswechsel immer gern genutzt. Nicht anders war das heute vor exakt zehn Jahren, als in der (deutschen) Nacht vom 28. auf den 29. Dezember 2002 in den USA eine Stute mit Namen Uriah ein Rennen bestritt, die als die unwiderruflich allerletzte Starterin des Trainers Harro Remmert in die Annalen des deutschen Rennsports eingehen sollte.

Calder Race Course in Miami - Ort des letzten Auftritts eines von Harro Remmert trainierten Pferdes
Dass sich Uriahs Start ausgerechnet so weit entfernt auf dem Calder Race Course in Miami, Florida und nicht etwa in Deutschland abspielte, hatte seine Gründe. Doch hätte man den Trainer, der Uriah auf einer sicher für ihn ungewohnten Reise sogar selbst ins vermeintliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten begleitete fünfundzwanzig Jahre früher, als er seine Laufbahn in Neuss begann, erzählt, dass er diesen Lebensabschnitt ein Vierteljahrhundert später einmal so beenden würde, dürfte er es wohl selbst kaum für möglich gehalten haben.

Schon allein die Vorstellung, einmal eine Stute zu trainieren, die angesichts ihrer deutschen Erfolge dringende Kaufgelüste in den USA erwecken würde, dürfte er damals für kaum vorstellbar gehalten haben, denn die wenigen Pferde, mit denen er das Trainieren im Sommer 1977 begonnen hatte, waren überwiegend mit recht bescheidenem Können gesegnet. Angefangen hatte nur diese zweite Rennsport-Karriere ein Jahr nach seinem folgenschweren Sturz im Dr. Busch-Memorial in Krefeld auf der Rennbahn in Neuss, auf der er bis 1972 für mehrere Jahre erfolgreich als Stalljockey von Trainer Georg Zuber gearbeitet hatte, mit gerade einmal neun Pferden. Bald war die Anzahl seiner Schützlinge angefeuert durch die sich rasch einstellenden Erfolge - so vor allem mit Twistlady, die auf Listenebene gewinnen konnte - gewachsen, so dass ein SPIEGEL-Artikel Ende 1977 bereits von fünfundzwanzig Pferden zu berichten wusste, die von Neutrainer Harro Remmert auf ihre Rennen vorbereitet wurden. 

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40680539.html

Das war jedoch noch längst nicht das Ende der Fahnenstange, denn nach einigen Jahren hatte sich Harro Remmerts Neusser Stall so etabliert, dass auch auf höherer Ebene Erfolge wie 1981 die doppelten Treffer der Zoppenbroicherin Anmut im Gontard- und Festa-Rennen oder die ersten Gruppesiege im Fürstenberg-Rennen 1980 sowie im Spreti-Rennen 1982 mit dem Hengst Ludovico zu verzeichnen waren. Auch Odenat, Kyros, Auenliebe und Germinal gehörten zweifellos zu den besseren Rennpferden, die Harro Remmert in seiner Neusser Zeit vorbereiten konnte.

Der ganz große Sprung nach oben auf der Erfolgsleiter gelang dem Trainer, der diese Laufbahn vor seinem Unfall eigentlich immer ausgeschlossen hatte und erst durch den Zoppenbroicher Gestütsbesitzer Kurt Bresges und Trainer Sven von Mitzlaff dazu animiert wurde, es angesichts seiner durch die Querschnittlähmung dramatisch veränderten Lebenssituation doch zu versuchen, dann aber in den Jahren nach seinem Wechsel an den Olymp-Stall in Köln - genau dorthin, wo er unter Sven von Mitzlaffs Führung drei Jahre lang mit großem Erfolg als Stalljockey tätig gewesen war. 


Sven von Mitzlaff:
In vielerlei Hinsicht ein wichtiger Mensch in der aktiven
Laufbahn von Harro Remmert
als Jockey und Trainer

Der Wechsel nach Köln war Harro Remmert, wie er an verschiedenen Stellen in Interviews berichtete, keineswegs leicht gefallen, da er nur wenige seiner angestammten Besitzer mitnehmen konnte und sich auch von fast allen seinen Mitarbeitern, zu denen er ein ausgezeichnetes Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte, schweren Herzens verabschieden musste. Trotz des ersten spektakulären Treffers mit Kamiros im Preis von Europa bereits im Herbst 1987 dauerte es einige Jahre, bis er wirklich ganz und gar in seinem neuen Quartier in Köln "angekommen" war und dort - mit einer Reihe von neuen Besitzern - auch wieder große und ab Mitte der 1990er Jahre sogar größte Erfolge vorzuweisen hatte.

Zu den großen Träumen des Trainers Harro Remmert hatte es immer gezählt, einmal mit einem seiner Schützlinge das Deutsche Derby zu gewinnen und/oder es auf 1.000 Erfolge zu bringen. Beide Ziele konnte er in den fünfundzwanzig Jahren seiner Trainertätigkeit verwirklichen - und möglicherweise war es gerade die magische Zahl 1.000, die ihn dazu motivierte trotz aller alltäglichen Mühen, gelegentlicher Rückschläge und Herausforderungen weiterzumachen, selbst als es etwa im Jahr 2001 gar nicht rund lief. Eigentlich wäre schon in jener Saison der tausendste Treffer fällig gewesen, doch blieb die Zahl der Siege, die seit seinem Wechsel nach Köln kaum je geringer als vierzig gewesen war und oft auch über fünfzig Erfolgen gelegen hatte, ungewohnt niedrig. Nur 26 Rennen konnte der Olymp-Stall 2001 für sich entscheiden. Das reichte (noch) nicht - aber Aufgeben, erst recht nicht so kurz vor dem Ziel, kam für Harro Remmert sicher aus Prinzip schon nicht in Frage.

Und so dauerte es mit dem symbolträchtigen tausendsten Trainererfolg eben bis zum 9. Juni 2002. Es ist ein Renntag, an den ich mich noch lebhaft erinnern kannn - nicht nur, weil er sich auf meiner Heimatrennbahn am Mülheimer Raffelberg abspielte. Mit vier Pferden war Harro Remmert an jenem Tag nach Speldorf gereist - und allesamt waren sie mit guten Chancen unterwegs. Zu Beginn der Grasbahnsaison war ich durch die Stallparade in der Sport-Welt auf den Umstand aufmerksam geworden, dass nur noch relativ wenige Siege bis zum ersehnten Meilenstein fehlten, und seither hatte ich mitgezählt. Dementsprechend war neben der Tatsache, dass an jenem Tag der Preis der Diana in Mülheim entschieden wurde, vor allem eine Frage für mich von Bedeutung: Konnte es gelingen, aus vier chancenreichen Ritten zwei Siege zu machen und so die magische Zahl zu erreichen? Meine Daumen waren jedenfalls gedrückt!

Der Renntag begann aus dieser spezielle Perspektive betrachtet auch gut, denn gleich im zweiten Rennen konnte sich die Fährhoferin Anna Simona unter Norman Richter einen zweiten Platz hinter der Schlenderhaner Konkurrenz Shoah sichern - ein Renneinlauf, wie er in den 1970er und 1980er Jahre viele, viele Male zu sehen gewesen war. Nun ist ein zweiter Platz natürlich ein schöner Erfolg, zumal Anna Simona nur eine halbe Pferdelänge von der Siegerin trennte, aber es ist eben doch kein voller Erfolg. 

Auch im Hauptereignis, dem Preis der Diana, war der Stall von Harro Remmert dank Midnight Angel aussichtsreich vertreten. Die Stute hatte zuvor auf der Raffelberger Bahn überlegen ihre Maidenschaft abgelegt und sich anschließend sogar auf Gruppe-I-Ebene in den Oaks d'Italia platzieren können. Favoritin wurde sie nicht, denn diese Ehre fiel der Ullmann-Starterin Guadalupe aus dem Stall von Peter Schiergen zu, doch Chancen musste man auch Midnight Angel einräumen. Und so galt es wieder einmal Daumen zu drücken - (fast) mit Erfolg. Wieder wurde es ein zweiter Platz, den sich Midnight Angel, geritten vom heutigen Kölner Trainer Waldemar Hickst, hinter der Höny-Hofer Siegerin Salve Regina sichern konnte. Grund zu Freude ganz sicher - aber es blieb eben bei der Tatsache, dass bis zur Zahl 1.000 weiter zwei Treffer fehlten. 

Gerade hatte ich mich damit "abgefunden", dass es dann wohl vermutlich an diesem Raffelberger Renntag nicht klappen würde, als sich gleich im folgenden Rennen Dictum aus dem Gestüt Simmenach den Sieg im Ausgleich I sicherte. Dieses Pferd, das sich im Verlauf der weiteren Saison 2002 zum Vierfachsieger mauserte, war in der Schlussphase der Trainerkarriere von Harro Remmert ohnehin etwas ganz Besonderes. Sollte da also vielleicht doch noch...?


In Fährhofer Farben: Waldemar Hickst 
Eine Starterin blieb - Templerin, ebenfalls in Fährhofer Farben unterwegs. Und beinahe schien es als wollten die Rennbahnbesucher den Jubiläumstreffer nun tatsächlich herbeiwetten. Die Quote von 17:10 für Templerin, die erneut von Waldemar Hickst geritten wurde, sprach jedenfalls Bände. Und wirklich wurden die Favoritenwetter am Ende nicht enttäuscht, denn Templerin schaffte den tausendsten Sieg. 

Es ist sicher nicht übertrieben, die Reaktion des Mülheimer Publikums an jenem Diana-Tag als ausgesprochen herzlichen Jubel zu bezeichnen. Standing Ovations, das trifft es irgendwie auch. Kaum einem Anwesenden dürfte entgangen sein, was für eine markante Leistung der Trainer Harro Remmert, der von Dr. Christoph Berglar - einem der treuesten Besitzer an seinem Stall - im Rollstuhl auf das Geläuf gebracht wurde, an jenem Tag feiern konnte. Wie oft, wenn ein Remmert-Pferd ein wichtiges Rennen gewonnen hatte, war die große Sympathie deutlich spürbar, die diesen nicht ganz durchschnittlichen Trainer auf den deutschen Rennbahnen begleitete. Man freute sich bei ihm eben einfach besonders gerne mit. Und dass es ausgerechnet das Sven von Mitzlaff-Rennen gewesen war, das Templerin gewonnen hatte, machte den ohnehin schon perfekten Renntag noch ein bisschen perfekter.

Natürlich war dieses Ereignis auch ein Anlass für Medienberichte und Interviews. In einem bei Galopp Online veröffentlichten Gespräch äußerte sich Harro Remmert auf die Frage nach seinen weiteren Zielen so:

"Ich habe jetzt eigentlich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Das Derby und 1000 Rennen zu gewinnen, war immer mein Wunsch. Alles Weitere muss sich zeigen. Solange ich gesund bleibe und es mir weiter Spaß macht, möchte ich aber weitermachen."

Vielleicht hätte man bei dieser Aussage schon ahnen können, dass sich ein Ende seiner Trainerlaufbahn nun, da der zweite Teil seines Traums verwirklicht war, unaufhaltsam anbahnte. Mir selbst ist damals dieser Gedanke aber nicht gekommen, und so hat mich im Oktober die Nachricht, dass am Ende der Saison 2002 tatsächlich Schluss sein sollte mit dem Trainieren, wie viele Turf-Fans in Deutschland doch heftig überrascht und - ich gebe es gerne zu - auch ziemlich traurig gemacht. Rennbahn ohne von Harro Remmert trainierte Pferde - das wollte ich mir zunächst gar nicht vorstellen, denn viel zu sehr hatte er schon immer, seit ich als Kind mit zum Raffelberg genommen wurde, als ganz großer Sympathieträger "dazugehört".

Die Entscheidung war aber getroffen, aber die Pferde des Olymp-Stalls schien es nicht groß zu stören, dass die Tage ihres Trainingsquartiers gezählt waren. Im Gegenteil - es lief weiter gut. Zwei Pferde kamen jetzt erst so richtig in Schwung - einmal der bereits erwähnte Dictum, der als letzter Starter von Harro Remmert in einem deutschen Gruppe-Rennen Ende Oktober mit seinem Sieg in der Flughafen Frankfurt Trophy auch auf diesem Niveau für einen ausgesprochen runden Abschluss sorgte, und eben Uriah. 

Treu lief die selbst gezogene Stute aus dem Besitz von Herrn Erhardt und Frau Schönwälder immer und immer wieder ins Geld. Nach drei Siegen in Folge steigerte sie sich dann über die Listen-Ebene bis hin zu ihrem dritten Platz hinter Liquido im St. Leger. Doch hier war noch lange nicht Schluss, denn inzwischen war man im Ausland auf die vielversprechende Uriah aufmerksam geworden. Gary A. Tanaka hieß der Mann, der damals gerne und in großem Umfang aufstrebende Pferde aus deutschen Rennställen in seinen Besitz brachte, um sie dann in die USA zu exportieren.

Es war nicht das erste Mal, dass sich Tanaka mit neuen Pferden aus dem Stall von Harro Remmert versorgte. Zwei Jahre zuvor war er hier bereits mit Moonlady fündig geworden, die dann bei ihrem ersten Start im New Yorker Long Island Handicap für den allerersten Gruppe-Treffer eines von einem deutschen Trainer vorbereiteten Pferdes in den USA überhaupt sorgte - dies zu einer Zeit, wohlgemerkt, als die heute beinahe schon alltäglich anmutende Globetrotterei deutscher Pferde noch weit weniger üblich war. 


Gary A. Tanaka (Zweiter von rechts), der neue Besitzer von Uriah,
mit einem seiner erfolgreichsten Rennpferde, Docksider
Auch Uriah wechselte also in Tanaka-Besitz, und ihr neuer Eigner beließ die Stute zwar in der Obhut ihres alten Trainers, schickte sich aber zugleich auch an, das mit Moonlady so erfolgreiche Rezept einfach zu wiederholen. Auch Uriah sollte in die USA reisen und dort im Long Island Handicap antreten. 

Herrlich blumig und süffisant geschriebener Artikel über Uriahs Sieg in New York

Es passt irgendwie perfekt zur ausgesprochen erfolgreichen Schlussphase von Harro Remmerts Trainerkarriere, dass das Unternehmen (natürlich?) erneut gelang. Knapper hätte der Ausgang kaum sein können, aber am Ende hatte Uriah die sprichwörtliche Nase im Ziel vorne und sorgte dafür, dass der Kölner Trainer seinen spektakulären Amerika-Erfolg von vor zwei Jahren wiederholen konnte.

Dieser Treffer weckte trotz der recht langen Saison, die die dreijährige Uriah mit sieben Starts bereits hinter sich gebracht hatte, neue Hoffnungen, und so wurde das La Prevoyante Handicap in Miami als nächster Start für sie ausgesucht - obwohl sie aus rechtlichen Gründen nicht in den USA bleiben konnte, sondern zunächst wieder nach Deutschland zurückkehren musste. Dort hatte sich inzwischen der Olymp-Stall immer mehr gelehrt. Mit dem Ende der Trainer-Karriere von Harro Remmert mussten sich die Besitzer der Pferde, die in der kommenden Saison weiter an den Start kommen sollten, neue Trainer suchen, denn am 30. November 2002 sollten sich die Stalltüren für immer schließen. 

Bereits am 24. November war der endgültig letzte Remmert-Starter in Deutschland an den Ablauf gekommen - Tiers Above, der als Leichtgewicht unter Josef Bojko einen Ausgleich III auf Sand in Dortmund gewinnen konnte - erneut ein ungemein runder Abschluss, denn genau auf der Bahn in Wambel hatte Harro Remmert in den 1950er Jahren seine erste Zeit als Jockeylehrling bei Otto Schmidt verbracht, ehe er zum Gestüt Ravensberg nach Gütersloh wechselte und dort bei Trainer Johannes Kuhr seine eigentliche Ausbildung erhielt.


Was aus ehemaligen Rennpferden so alles werden kann:
Tiers Above in seiner neuen Bestimmung für das Leben nach der Rennbahn

Mit dem Sieg von Tiers Above war das Trainerkapitel also eigentlich bereits beendet, und doch blieb für eine Weile noch ein Pferd vorzubereiten auf ein Abenteuer in großer Entfernung - Uriah eben, die täglich von Waldemar Hickst in der Arbeit geritten wurde, bis sie erneut Mitte Dezember über den großen Teich aufbrach. 

Vollkommen rund wurde der Abschied vom Trainer-Dasein dann doch nicht, denn Uriah konnte ihren zweiten Auftritt in den USA nicht in einen erneuten Erfolg ummünzen. Als Achte blieb sie im Gegenteil vollkommen chancenlos. Auch später konnte sie an ihre deutschen Erfolge nicht mehr anknüpfen, aber als Zuchtstute hat sie inzwischen bereits für sehr talentierten Nachwuchs gesorgt, indem sie vor allem den in Hong Kong sehr erfolgreichen King Dancer stellte.


Uriahs Sohn King Dancer
Harro Remmert, der mit dem Ende seiner aktiven Laufbahn einen Urlaub in Florida verbunden hatte, dürfte diese Niederlage im allerletzten Rennen seiner Karriere vermutlich nur wenig bekümmert haben, denn zu sehr muss die Zufriedenheit überwogen haben, in den fünfundzwanzig Jahren seiner Tätigkeit jeden Tag mit viel Fleiß und Durchhaltewillen, dafür aber praktisch ohne jeden Skandal oder Drama Enormes geleistet zu haben, das ihm so wohl nach seinem Unfall 1976 kaum ein Mensch zugetraut hatte. 


Nur ein Beispiel für einen herausragenden Erfolg des Trainers Harro Remmert:
Diana-Siegerin Centaine 1995
Aber eine Zukunft im Ruhestand so ganz ohne Pferde? Nun ja... Das war sicher weder realistisch, noch ernsthaft auf Dauer angestrebt, und so blieb der Kontakt zum Galopprennsport weiter rege. Befragt, ob ihm denn die Pferde nicht fehlen würden, äußerte sich Harro Remmert im Frühsommer 2003 zustimmend und sprach davon, ein leichtes Kribbeln zu verspüren. Langeweile war offenbar dank einer großen Zahl von lange beruflich bedingt vernachlässigten Hobbys und vieler Freundschaften noch nicht aufgekommen, aber beim Morgentraining auf der Weidenpescher Rennbahn war Harro Remmert gerne zu Gast und sagte so auch zielsicher den späteren Derbysieger Dai Jin voraus. Eine Frage verneinte er allerdings zu jenem Zeitpunkt noch recht kategorisch. Als Züchter oder Besitzer wolle er nur wiederkommen, falls er einen Sechser im Lotto treffe.


Mehr als ein Sechser im Lotto: Rennpferd Wiesenpfad
So viel rein zufälliger Glücksspielerfolg war dann aber am Ende doch nicht notwendig, denn ein just in jenem Jahr 2003 geborenes Pferd, das später den traditionell "ravensbergerisch" anmutenden Namen Wiesenpfad erhielt, sorgte bald für einen Sinneswandel. Und mit jenem Wiesenpfad, der zu Harro Remmerts früherem Jockey und in gewisser Weise, wenn auch mit zeitlichem Abstand von einem Jahr seinem Nachfolger, ins Training gegeben wurde, verbindet sich ein neuer, enorm erfolgreicher - sicher auch emotional sehr bewegender - Teil der Rennsport-Lebensgeschichte des inzwischen beinahe siebzig Jahre alten früheren Jockeys und Trainers, der selbstredend weiterhin häufiger Besucher der Galopprennen in NRW und anderswo ist. 


Wiesenpfad als Deckhengst
Inzwischen ist er, da Wiesenpfad sich aus kleinen Anfängen tatsächlich zum Deckhengst gemausert hat, auch unter die Züchter gegangen. Die ersten Wiesenpfad-Jährlinge sind inzwischen auch bereits in den Rennstall eingerückt. Zidar, so heißen sie, Pamina und Abendwind. 

Der Traum von weiteren Erfolgen darf also noch ein Weilchen weitergeträumt werden...