Samstag, 21. Juli 2012

Vor vierzig Jahren: Olympische Ehren


Lange wird es nun nicht mehr dauern, bis am 27. Juli 2012 in London die XXX. Olympischen Sommerspiele beginnen. Da erscheint es irgendwie in der manchmal amüsant passenden Zufälligkeit des Lebens interessant, dass ausgerechnet an dem Tag, an dem Lanfranco Dettori die Olympische Fackel auf dem Rücken eines Pferdes nach Ascot trug, via German Racings Facebook-Präsenz ein ziemlich genau vierzig Jahre altes Privat-Video auftauchte. Es wurde einst auf der Münchener Rennbahn gedreht und dokumentiert den „Olympia-Preis“.



Doch Dabeisein war damals ganz sicher nicht alles, denn es handelte sich bei diesem am 7. September 1972 ausgetragenen internationalen Pferderennen immerhin um das hochkarätige Hauptereignis des Renntages. Der Name „Olympia-Preis“ kam natürlich nicht von ungefähr, denn schließlich war die Stadt München im September vor vierzig Jahren gerade Veranstalter der XX. Olympischen Sommerspiele, die nach anderthalb sportlichen Wochen bereits langsam in die Zielgerade einbogen. Was lag da näher als auch ein in München ausgetragenes Galopprennen entsprechend zu benennen?

Die "heiteren Spiele" von München 1972 - hier als Briefmarke

Es war natürlich auch nicht irgendein Ausgleich IV, der mit diesem verpflichtenden sportlichen Titel dekoriert wurde, sondern ein ausgesprochen hoch dotiertes Rennen mit dem Zusatz „International“. Insgesamt 250.000 DM an Preisgeldern hatte der Rennverein für den Sieger und die Platzierten über die klassische 2400m-Strecke ausgelobt – nur unwesentlich weniger Geld als im zwei Monate zuvor in Hamburg ausgetragenen Deutschen Derby. Kein Wunder also, dass der Olympia-Preis 1972 ausgezeichnet besetzt war. Nicht nur der amtierende Derbysieger Tarim aus dem Besitz von Ferdi Ostermann war anwesend. Nein, neben dem späteren Ersten im Preis von Europa 1972, dem Röttgener Prince Ippi, und zwei englischen Gästen begab sich vor allem der erklärte Rennbahnliebling jener Tage, der inzwischen fünfjährige Schlenderhaner Fuchshengst Lombard, an den Start.

Galopprennbahn Riem - Austragungsort des Olympia-Preises 1972

Es war also alles angerichtet für einen großen Renntag. Die Filmsequenzen verraten, dass die Rennbahn in Riem an jenem Tag offenbar ausgezeichnet besucht war. Auch der Hobbyfilmer, dem wir diese kostbaren bewegten Bilder aus der Vergangenheit verdanken, gab sich viel Mühe mit seinen Aufnahmen, die einer klaren Dramaturgie folgen, und vertonte sein Werk anschließend noch liebevoll mit dem „Rondo alla Turca“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Die so entstandene Heiterkeit überträgt sich auch heute, vierzig Jahre später, noch scheinbar mühelos auf den Betrachter. Sie täuscht aber – dies muss am Rande auf jeden Fall erwähnt werden – darüber hinweg, dass gar nicht so weit von der Riemer Rennbahn entfernt die namengebenden Olympioniken Trauer trugen, denn nur zwei Tage zuvor war es zu der schrecklichen terroristischen Geiselnahme gekommen, in deren Folge insgesamt siebzehn Menschen starben. Dass die so genannten „heiteren Spiele“ von München 1972 längst nicht mehr heiter waren, auch wenn sie weitergeführt wurden, verrät das private Renntag-Video nicht. Auf der Rennbahn schien die sportliche Welt an jenem 7. September 1972 voll und ganz in Ordnung zu sein.

Ohnehin stand hier ja der Galopprennsport – keine olympische Disziplin, weder damals, noch heute – im Mittelpunkt. Und so kann der Betrachter zunächst das Gelände der Rennbahn mit Absattelring, Waagegebäude und Tribüne kennenlernen, ehe der erste Star erscheint. Es handelt sich allerdings um einen zweibeinigen Helden der Rennbahn, doch stand dieser in den frühen 1970er Jahren dem vierbeinigen Liebling Lombard sicher um nichts nach, denn Jockey Fritz Drechsler genoss ungeheure Popularität. Die Aufnahmen lassen ahnen, dass sein charmantes Auftreten, sein freundliches Lächeln und seine entspannte Extrovertierheit wohl großen Anteil an dieser Beliebtheit gehabt haben dürften.

Zum Einstimmen bekommt der Zuschauer noch ein früheres Rennen vor dem eigentlichen Hauptereignis geboten, und es kann sich nach Anzahl der teilnehmenden Pferde und Zieleinlauf eigentlich nur um das dritte Rennen der Tageskarte, eine Konkurrenz für die Zweijährigen, handeln. Die teilnehmenden Jockeys huschen blitzschnell durchs Bild, und man erkennt den selbst für einen Jockey sehr klein gewachsenen Erwin Schindler, Peter Alafi und Peter Remmert. Das bekannteste Gesicht trägt aber – für deutsche Augen ganz ungewohnt – den Renndress des Gestüts Röttgen. Es handelt sich um niemand Geringeren als Lester Piggott, der an jenem Tag gleich mehrere Ritte in der bayrischen Landeshauptstadt wahrnahm. Später gelang ihm in den Röttgener Farben auch noch ein Volltreffer mit Sparkler im zweiten Hauptereignis, dem Großen Internationalen Preis der Spielbank Bad Wiessee, doch in der im Film festgehaltenen Zweijährigenprüfung hatte er mit der Entscheidung nichts zu tun. Der von ihm gelenkte Röttgener Stradivari spielte hier noch nicht die erste Geige. Er wurde nur Vorletzter, während Otto Gervai vorne mit einer dreiviertel Länge vor dem Erlenhofer Supervisor einen Heimsieg auf Hubertus Liebrechts Andiamo holte.

Am 7. September 1972 zu Gast in Riem: Lester Piggott

Dann aber wird es Zeit für den Olympia-Preis, und die Vorbereitungen dieses Rennens werden in aller Ausführlichkeit und aus verschiedenen interessanten Blickwinkeln gezeigt. Beeindruckend ist dabei ganz am Rande, wie dicht der Führring vom Publikum umlagert ist. Es wird gesattelt, und ein markanter Fuchs mit vier weißen Beinen, vermutlich der dreijährige Hengst Germanist, trägt mit seinem Zweibeiner eine kurze Meinungsverschiedenheit zum Thema Laufrichtung im Führring aus. Derweil wirkt die vierbeinige Konkurrenz – mal aus der Nähe, mal von weiter entfernt aufgenommen – zwar munter, dreht aber ansonsten sehr fügsam ihre Runden um den Führring, während die natürlich in hellblau-weiße Dirndl gewandeten Hostessen irgendetwas Wichtiges miteinander diskutieren.

Schon vor dem Start, als die Pferde Richtung Geläuf geführt werden, hat die Kamera des unbekannten Rennbahnbesuchers vor allem für ein Pferd Augen. Es ist ein Fuchs, und die Rennfarben lassen es sofort erkennen: Hier kommt einer der beiden Schlenderhaner im Feld. Die Satteldecke mit der Nummer 1 macht auch deutlich, dass es sich nicht etwa um den dreijährigen Schiwago handelt, sondern um seinen zwei Jahre älteren und ungleich berühmteren Stallgefährten Lombard. Natürlich – Lombard! Die breite weiße Blesse machte ihn für die Zeitgenossen leicht erkennbar. Und auch die Menschen der 1970er Jahre hielten offenbar besondere Begegnungen schon gerne im Bild fest. Wo heute schnell das Handy für einen digitalen Schnappschuss gezückt würde, mussten 1972 noch Polaroidkameras ihren Dienst tun. Und so wird der berühmte Lombard auf dem kurzen filmisch festgehaltenen Wegstück hin zum Geläuf gleich dreimal geknipst. Ein Star eben!

Lombard und sein Jockey Fritz Drechsler

Verständlich irgendwie, denn dieses fantastische Rennpferd war 1972 wohl auf dem Zenit seines Könnens angekommen und hatte bis dahin nicht weniger als sechs Siege auf sein Saisonkonto bringen können. Früh – und natürlich bereits siegfertig – war er am 9. April 1972 in Dortmund ins Rennjahr gestartet, um sich dann einen Monat später mit vier Längen Vorsprung den Gerling-Preis zu sichern. Zwei Wochen danach folgte in Düsseldorf ein Gruppe-II-Treffer auf seiner Paradestrecke von 2400 Metern, um dann am Tag vor dem Derby, dem 1. Juli 1972, auch den Hansa-Preis mit einem beeindruckenden Vorsprung von 5½ Längen zu gewinnen. Drei Wochen später siegte Lombard zudem auf Gruppe-I-Ebene in Düsseldorf und lief dann auch in Baden-Baden mit dem Spreti-Rennen davon. Sechs Starts – sechs Siege: Lombard war in jener Saison zu keiner Zeit irgendein Konkurrent bedrohlich geworden. Kein Zweifel – er war vollkommen zu Recht der vierbeinige Star dieses Olympia-Renntags.

Konnte ihn überhaupt ein anderes Pferd gefährden? War Lombard, der zu Odds von 17:10 in klarer Favoritenstellung in die Startboxen einrückte, überhaupt zu schlagen? Am ehesten traute das Münchener Rennbahnpublikum einen solchen Favoritensturz wohl noch einem Pferd zu, das auf dem Weg zum Geläuf hinter dem Schlenderhaner folgte – Tarim war es, der aktuelle Derbysieger des Jahres 1972, der nun erstmals mit dem großen Lombard die Klingen kreuzte. Optisch hätte der schwarzbraune Hengst aus dem Besitz von Ferdi Ostermann seinem zwei Jahre älteren Gegner wohl kaum weniger ähnlich sehen können. Hier der muskulöse Fuchs mit der breiten weißen Blesse, dort der traumhaft schöne, beinahe schwarze und hellwache Hengst in den Farben, die heute für das Gestüt Ittlingen stehen. Es war also alles angerichtet für das große Duell.

Auch in den Filmsequenzen spürt man als Betrachter förmlich die knisternde Spannung und die Neugier des zum Geläuf strömenden Publikums. Aufgalopp – Tarim huscht durchs Bild, und dann wartet alles gebannt auf den Start!

Zweimal passiert das Feld des Olympia-Preises den unbekannten Mann mit der Kamera direkt vor dem Zielspiegel, und gleich beim ersten Mal ist Lombard vorne. So, das lässt sich unter anderem aus den in Buchform festgehaltenen Erinnerungen von Jockey Fritz Drechsler entnehmen, lief und gewann Lombard seine Rennen am liebsten. „Als die Boxen geöffnet wurden, übernahm ich mit dem Hengst sofort die Spitze, forcierte das Tempo und hatte vor den Tribünen meinen Vorsprung auf mehr als zehn Längen ausgebaut“, so schreibt Drechsler auf S. 137 von „So gut waren meine Pferde. Ein Leben zwischen Stall und Rennbahn“.

Jockey Fritz Drechsler

Der Film lässt den Abstand von Lombard zu seinen Verfolgern eher wie fünf, vielleicht sechs Längen aussehen, aber wie dem auch sei: Der Schlenderhaner geht erkennbar gut, während sein vermeintlich größter Konkurrent Tarim, der als Dreijähriger immerhin verlockende fünf Kilo weniger an Gewicht zu schleppen hatte als Lombard, noch irgendwo im Mittelfeld mitläuft. Dann springt der Film rasant und lässt fast den gesamten Rennverlauf aus, um sofort den Zieleinlauf festzuhalten. Und siehe da – Lombard ist weiterhin vorne. Und wie! Tarim greift zwar unter dem energisch reitenden Lester Piggott noch an, aber mühelos kann Lombard sich vorne weiter vom Feld lösen und bringt es im Ziel auf einen überlegenen Vorsprung von drei Längen, während dem frischen Derbysieger nur der zweite Platz vor der französischen Stute Rocaille bleibt.

Es war eine Demonstration sondergleichen – Lombards siebter Saisonsieg bei ebenso vielen Starts und zugleich der Treffer, der seine Gewinnsumme über die damals für ein deutsches Rennpferd noch kaum erreichbare Millionengrenze bugsierte. So schreibt Lombards Jockey Fritz Drechsler dann auch in seinem Buch immer wieder besonders liebevoll und bewundernd über den großen Schlenderhaner. „Alle liebten Lombard“, so lautet das Eröffnungskapitel des Buches, und nicht nur an dieser anrührend geschilderten Begegnung eines reichlich nervösen Jockeys mit seinem Paradepferd in der Nacht vor einem großen Rennen wird deutlich, dass gerade Fritz Drechsler Lombard heiß und innig liebte und verehrte. So bezeichnete er dann auch den Olympia-Preis vom 7. September 1972 als eine seiner schönsten Erinnerungen an die vielen Erfolge, die er im Rennsattel errungen hat, und das veröffentlichte Foto von der Siegerehrung jenes Rennens – angemessen bayrisch mit einem von einem Pferd gekrönten silbernen Riesenhumpen – hat ebenfalls seinen Weg in das Buch gefunden.

Lesenswert! Fritz Drechslers Buch "So gut waren meine Pferde"

Der Olympia-Preis, so viel lässt sich sicher sagen, muss für den Schlenderhaner Stalljockey auf der Rennbahn, auf der seine reiterliche Laufbahn einst begonnen hatte, ein ganz besonderes Erlebnis gewesen sein. Und so sieht man ihn auch im Film strahlen, als sein Pferd nach dem Rennen durch die begeistert klatschende Menschenmenge zurück zum Absattelring geführt wird. Trainer Heinz Jentzsch, unter dessen Obhut Lombard so meisterlich auf seine Renneinsätze vorbereitet wurde, wird dann die Ehre zuteil, den riesenhaften Siegerpreis nach der Siegerkür schleppen zu dürfen. 

Abschließend betreibt der Filmemacher noch ein wenig Prominentenschau und konzentriert sich dabei ganz auf den anderen großen Trainer aus dem Westen Deutschlands, Hein Bollow, der zwar an jenem Tag in München nichts gewann, aber augenscheinlich auch so beste Laune hatte. Und dann war da ja auch noch der Außenminister Walter Scheel, damals häufiger Gast auf den deutschen Rennbahnen, dessen Erscheinen das kurze Filmchen vom Olympia-Preis 1972 beschließt.

Und was wurde aus den vierbeinigen Protagonisten des Renntages in ihrer weiteren Karriere?

Nun, Lombard hatte für die Saison wahrlich genug geleistet. Nach dem Münchener Rennen ging er in die Winterpause und wurde – wie hätte es auch anders sein sollen? – am Jahresende zum zweiten Mal als Galopper des Jahres ausgezeichnet. Auch sechsjährig kam Lombard 1973 wieder an den Start, aber möglicherweise war er über den Zenit seines läuferischen Könnens bereits hinaus, und so folgte zwar auf eine deutliche Niederlage in Frankreich noch ein letzter deutscher Sieg in Düsseldorf, aber die alte Überlegenheit, mit der Lombard vor allem als Fünfjähriger seine Gegnerschaft dominiert hatte, schien nicht mehr abrufbar. Was lag also näher als seine hocherfolgreiche Rennlaufbahn für beendet zu erklären und den Hengst in einem Gestüt aufzustellen?

Wer jedoch erwartet hatte, dass Lombard in Deutschland als Deckhengst wirken würde, sah sich durch die Entscheidung überrascht, das Lieblingspferd so vieler deutscher Rennbahnbesucher nach Großbritannien zu geben, wo er für mehrere Jahre in insgesamt drei verschiedenen Gestüten deckte. Erst 1982 kehrte der inzwischen fünfzehnjährige Lombard wieder nach Deutschland zurück, wurde zunächst im Gestüt Harzburg aufgestellt und fand schließlich wieder den Weg heim nach Schlenderhan, wo er 1967 als Fohlen das Licht der Welt erblickt hatte.

Späte Heimkehr ins Gestüt Schlenderhan

Sein letzter Jahrgang wurde 1988 geboren, doch bereits in den Jahren zuvor waren recht viele der Lombard zugeführten Stuten güst geblieben. Allgemein gelang es Lombard bedauerlicherweise zunächst nicht, sich in der Zucht ebenso eindrucksvoll in Szene zu setzen wie er dies als Rennpferd getan hatte. Anno, Alya, Shepard, Blue Moon, Bonität, Index, Apollonios – sie alle führen Lombard als Vater in ihrem Pedigree und waren auf der Rennbahn überdurchschnittlich talentiert, aber die ganz großen Erfolge blieben ihnen letztlich verwehrt. Doch noch war züchterisch nicht das letzte Wort gesprochen, denn vor allem Lombards Tochter Allegretta legte am Ende Ehre für den Schlenderhaner Hengst ein. Sie fohlte unter anderem Urban Sea, Allez les Trois, Turbaine sowie King’s Best und ist zweite Mutter zu solch herausragenden Pferden wie Galileo und Sea the Stars. In ihnen und ihren Nachkommen steckt also immer noch ein wenig Erbmaterial des 1994 im Alter von 27 Jahren an Herzversagen eingegangenen Lombard.

Lombard im Pedigree: Urban Sea

In der aktuellen Schlenderhaner Zucht hingegen spielt Lombard zumindest im Hinblick auf die Stutenherde nur noch eine untergeordnete Rolle. Atanua ist noch dabei, die bei einem einzigen Rennbahnstart 2009 gleich gewinnen konnte, in der Zucht aber noch nicht zu beurteilen ist. Dann gibt es da noch Tucana als Tochter der Turbaine, die bereits solch talentierte Pferde wie Titurel und Tahini brachte. Vor allem Adlerflug aber als noch junger Deckhengst, dessen Nachkommen bislang keine Rennbahn gesehen haben, führt ebenfalls Lombard im Pedigree. So ganz verschwunden ist „der galoppierende Millionär“ also in der deutschen und internationalen Vollblutzucht zum Glück noch nicht. Und wer ganz aktuell – wenn auch auf einem ganz anderen Niveau als dem, auf welchem dieser sich einst bewegte – einem Lombard-Nachkommen die Daumen drücken möchte, kann sich am Sonntag das letzte Rennen der Bad Harzburger Karte anschauen. Der Stammbaum von Brianna aus dem Stall von Werner Heinz geht mütterlicherseits nämlich ebenfalls auf Lombard zurück.



Und der Unterlegene des Olympia-Preises 1972, der Derbysieger des Jahres 1972? Nun, anders als Lombard entpuppte sich Tarim in der Folge nicht unbedingt als Siegertyp, sondern als Pferd, das in großen Rennen in Deutschland und Frankreich in die Platzierung laufen konnte, jedoch meist ohne dabei eine echte Siegchance zu haben. So blieb der Derbyerfolg sein größter Triumph, ehe er ebenfalls aufgestellt wurde. Seine ersten Fohlen kamen 1975 auf die Welt, doch blieb sein Erfolg in der Zucht geringer als bei Lombard – mit einer berühmten Ausnahme, denn 1985 kam die Tarim-Tochter Britannia auf die Welt, die unter anderem Zweite im Preis der Diana war, aber vor allem das St. Leger und das Oleander-Rennen für sich entscheiden konnte. Außerdem fohlte sie später die großartige Borgia und den Derbysieger Boreal.

Tarim im Pedigree: Borgia

Mein ganz persönlicher Favorit unter den Nachkommen von Tarim war aber ein Pferd, das nicht die vergleichbare Klasse seines Vaters oder dessen berühmtester Kinder hatte, mich dafür aber über viele Jahre hinweg während meiner Kindheit und Jugend auf den Rennbahnen im Ruhrgebiet begleitete: Kai – ein wunderbares Pferd mit einem schlichten Namen, das ich sehr verehrt habe. Manchmal sind es eben die Kleinen, nicht die galoppierenden Millionäre, die es mir, und vermutlich auch anderen Rennbahnbesuchern ganz besonders angetan haben. Nicht immer geht es nämlich nur um Siegesserien, wie sie Lombard einst auf dem grünen Rasen zur Begeisterung des Publikums zelebrierte. Manchmal ist – ganz olympisch – schon Dabeisein eine Menge wert.